Da die Sätze in B1 als Beispielsätze in einem wissenschaftlichen Traktat dienen, also eigentlich nur erwähnt, nicht gebraucht werden, steht die Frage ihres Bezugs auf die außersprachliche Wirklichkeit nicht zur Debatte. Nichtsdestoweniger sind sie bedeutungsmäßig unproblematisch; ja ihre Bedeutung ist sogar sehr konkret.
B1. | a. | Der Briefträger wurde von einem Rauhhaardackel gefressen. |
b. | Der Briefträger klingelte dreimal. |
Mit den Zeichen Rauhhaardackel und klingelte verbindet jeder von uns anschauliche Vorstellungen, eine visuelle (und teils akustische) im ersten, eine akustische im zweiten Falle. Diese Vorstellungen (engl. mental images) sind perzeptuelle Konkretisierungen der Bedeutungen dieser Wörter. Im Sinne der anderswo erwähnten naturalistischen Bedeutungstheorien kann es sein, daß die Bedeutungen solcher Wörter Verallgemeinerungen über den diesbezüglichen Sinneserfahrungen sind. Aber sie sind damit nicht identisch. Auch wer noch nie einen Rauhhaardackel gesehen hat, versteht das Wort; auch Taube wissen, was Klingeln ist. Wir haben auch mentale Bilder von Entitäten wie Einhörnern und Engeln, ohne daß wir notwendigerweise deren Realexistenz voraussetzen.
Ob verschiedene Menschen mit einem gegebenen Wort dasselbe mentale Bild assoziieren, ist eine Frage der Psychologie. Die Alltagserfahrung lehrt, daß das z.T. der Fall ist, z.T. nicht. Z.B. wird das mentale Bild, das jemand mit dem Wort Schreibtisch verbindet, i.a. ziemlich stark von dem individuellen Schreibtisch geprägt sein, an dem er einen großen Teil seines Lebens verbringt. Für die Wissenschaft sind solche Bedeutungsbegriffe wichtig, die intersubjektiv sind. Mentale Bilder sind es großenteils nicht. Und überhaupt entspricht den allermeisten Wörtern nebst ihren Bedeutungen gar keine konkrete Vorstellung; so z.B. keinem der Wörter in diesem Satz. Denotata und ihre mental images können in der Ontogenese (im Primärspracherwerb) und in der Phylogenese (der Evolution) von Sprache eine elementare Rolle spielen. Für das Funktionieren der Sprache und der Verständigung sind sie belanglos.