1. | 昔 | 々 | 大 | 昔 | 或 | 山 | 奥 | で |
mukasi-mukasi | oo- | mukasi | aru | yama | oku | =de | ||
alte.Zeit | RDP | Ur- | alte.Zeit | gewisser | Berg | Inneres | =LOK/INSTR | |
"Vor grauen Zeiten einmal in einem Berg" |
2. | 猿 | と | 狐 | と | 兎 | と | が | |
saru | to | kitune | to | usagi | to | =ga | ||
Affe | und | Fuchs | und | Hase | und | =NOM | ||
"Affe und Fuchs und Hase" |
3. | 兄 | 弟 | の | よ | う | に | 仲 | よく |
kyoodai | =no | yoo | =ni | naka | yoku | |||
Bruder | =GEN | Weise | =DAT/LOK | Verhältnis | gut(ADV) | |||
“auf brüderliche Weise sehr gut” |
4. | 暮らして | 居り | ました |
kuras-ite | or | -imas-ita | |
leb-GER | EXIST | -AHON-PRT | |
“waren am leben.” |
5. | 或 | 時 | お | 釈迦 | 様 | が |
aru | toki | O-Syaka | Sama | =ga | ||
gewisse | Zeit | RHON-Gautama | Herr | =NOM | ||
“Eines Tages Herr Gautama,” |
6. | この | 事 | を | お聞き | に | なっ | て |
ko-no | koto | =wo | o-kik-i | =ni | nat | -te | |
D1-AT | Sache | =AKK | RHON-hör-GER | =DAT/LOK | werd | -GER | |
“diese Sache hörend,” |
7. | 是非 | 一度 | 彼等 | に | 合い度い | と | |||
zehi | iti-do | kare-ra | =ni | ai-tai | =to | ||||
durchaus | ein-mal | D1:N-PL | =DAT/LOK | treff-DESID | =QUOT | ||||
“‘Ich will sie durchaus einmal treffen,’” |
8. | お思い | に | なりました | |||||
o-omo-i | =ni | nar-imas-ita | ||||||
RHON-denk-GER | =DAT/LOK | werd-AHON-PRT | ||||||
“war er am denken.” |
Die Morphemgrenzen der Suffixe fallen oft nicht mit den (durch Hiragana repräsentierten) Silbengrenzen zusammen. Z.B. stehen in Z.4 die Silbenzeichen <si> <te> bzw. <si> <ta>; aber die Morpheme sind /kuras-ite/ bzw. /imas-ita/.
In nicht-kontrastivem einheimischem Kontext heißt ‘Japanisch’ einfach koku-go “National-Sprache” (go “Sprache, Worte”). In kontrastivem oder internationalem Kontext heißt sie Nihon-go “Nippon-Sprache”. Das Wort Nippon stammt seinerseits von einem altchinesischen Kompositum der Bedeutung (Sonne-Ursprung) “Orient”. Dies ergibt jap. nippon mit der Variante nihon.
Der deutsche Ausdruck Japan (von dem das Adjektiv japanisch abgeleitet ist) geht ebenfalls letzlich auf das Chinesische zurück. Chin. ji-pan-gwɔ́ “Jipan-Reich” ergibt in Marco Polos Italienisch Zipang und geht von da mit Abwandlungen in die europäischen Sprachen.
In ganz Japan. Es gibt japanische Minderheiten in Kanada, USA, Brasilien, Peru. Japanische Auswandererkolonien können in Städten wie São Paulo oder Düsseldorf Tausende von Sprechern umfassen.
Karte von Japan (aus der Perry-Castañeda-Collection)
Die Sprecher sind fast ausschließlich Japaner, die ihrerseits ethnisch sehr homogen sind. Die Inseln sind seit Ende der letzten Eiszeit bewohnt. Allerdings ist seit 300 v.Ch. eine andere Kultur archäologisch faßbar, so daß es sein kann, daß die Ureinwohnerschicht von einem Superstrat überlagert wurde. Bis 1868 (Beginn der Meiji-Zeit) waren die Japaner auf den Inseln völlig abgeschottet.
1998 gab es 125 Mio. Sprecher.
Japanisch ist strukturell dem Koreanischen sehr ähnlich: linksverzweigende Wortstellung, agglutinative Morphologie, weder Genus noch Person noch Artikel, aber extensives Kasussystem und Honorationssystem; ursprünglich keine stimmhaften Okklusive, am Silbenansatz weder /r/ noch Konsonantengruppen. Dies ist jedenfalls eine typologische Verwandtschaft. Seit Ende des 20. Jh. verfestigt sich die Meinung, daß die aufgefundenen regelmäßigen Entsprechungen ausreichen, um eine genetische Verwandtschaft zu postulieren. Für das Paar wird im weiteren eine Zugehörigkeit zu Altaisch angenommen, die ebenfalls spekulativ ist. Dann wäre die genetische Affiliation wie folgt:
Andererseits bestehen auch Ähnlichkeiten zu austronesischen Sprachen - die allerdings ihrerseits überwiegend typologischer Natur sind (einfache Silbenstruktur) -, so daß auch eine altaisch-austronesische Mischsprache postuliert wird.
Ryūkyū wird in der Präfektur Okinawa (d.s. die Ryukyu-Inseln, Archipel südl. der Hauptinseln bis Taiwan) gesprochen. Es wurde bis Ende des 20. Jh. aus politischen (ideologischen) Gründen als Dialekt des Japanischen behandelt, ist jedoch damit nicht wechselseitig verständlich. Es ist in bezug auf die gemeinsame Ursprache in vielem altertümlicher als das Japanische. Es ist vom Aussterben bedroht.
Die Hauptdialekte sind:
Die Dialekte des Gemeinjapanischen sind teilweise mutuell nicht verständlich. Sie werden allerdings vom Standardjapanischen überlagert.
Wahrscheinlich schon im 4. Jh. Benutzung chinesischer Schrift. Erste erhaltene Schriftdenkmäler: Stein-, Holz- und Metallinschriften aus dem 5. und 6. Jh. n.Ch.
645-702: Taika-Reform führt chines. Kultur offiziell in Japan ein.
8.-12. Jh.: Heian-Periode. Erster längerer Text: Koziki (Regierungsdokument) von 712. Erste literar. Quellen ebenfalls 8. Jh. Die ersten Texte basieren stark auf dem Chinesischen: chinesische Schrift, chinesische Syntax. Herausbildung höfischer Dichtung. Die überlieferte Literatur repräsentiert fast ausschließlich die höfische Sprache des Hofes von Kyoto und Umgebung.
14. Jh. - 1600: Tief des Feudalismus; Entstehung bürgerl. Literatur, die näher an der Umgangssprache ist, und Herausbildung einer schriftsprachl. Norm (bun-go).
Seit Mitte des 17. Jh. wird Edo (= Tokyo) Kulturmittelpunkt. Seit Ende des 19. Jh. Modernisierung der Gesellschaft, Öffnung für den Westen, Sprachreform mit dem Ziel, die alte Norm bun-go durch eine Nationalsprache (koku-go) zu ersetzen, die die Umgangssprache einbezieht. Nach Ende des zweiten Weltkriegs ist hyoozyun-go ("Standard-Sprache") die durch Medien und Schule verbreitete Varietät.
Beginn | Herrschaft | Sprachstadium japanisch | deutsch |
710 | Nara | Zyooko Nihongo | Altjapanisch |
794 | Heian | Tyuuko Nihongo | Spätaltjapanisch |
1185/1192 | Kamakura | Tyuusei Nihongo | Mitteljapanisch |
1331/1392 | Muromati | ||
1603 | Edo | Kinsei Nihongo | Frühneujapanisch |
1868 | Meiji | Gendai Nihongo | Neujapanisch |
1912 | Taisyoo | ||
1926 | Syoowa | ||
1989 | Heisei |
Japanisch ist Nationalsprache Japans, sonst aber in keinem Staat offizielle Sprache. Es spielt mundial als Zweitsprache eine relativ geringe Rolle. Der Staat engagiert sich erst seit dem Ende des 20. Jh. für die Verbreitung der Sprache außerhalb des Landes.
1997 gab es auf Hokkaido 15.000 ethnische Ainu, die die Sprache jedoch seit Ausgang des 20. Jh. nicht mehr sprechen. Sie wird heute nur noch auf den Kurilen und Sachalin gesprochen. In Japan gibt es überwiegend frustrativ verlaufende Revitalisierungsversuche. Ainu zählt zu den paläosibirischen Sprachen, was aber keine genetische Gruppe ist.
Zur Absetzung von chinesischen Lehnwörtern wird authentische japanische Sprache als yamato-kotoba “echt-japanische Sprache” bezeichnet.
Fünfvokalsystem; im Prinzip wie Spanisch; allerdings ist /ɯ/ gespreizt. (Ryūkyū hat Dreivokalsystem.) Kurz- und Langvokale stehen in Opposition:
/obaa-san/ | “Großmutter, alte Frau”; |
/oba-san/ | “Tante, ältere Frau” |
Die Langvokale können allerdings bisegmental analysiert werden.
Das Konsonantensystem ist sehr einfach und regelmäßig. Es gibt kein /l/.
Artikulationsstelle Artikulationsart |
labial | alveolar | palatal | velar | glottal | |
okklusiv | stimmlos | p | t | k | ||
---|---|---|---|---|---|---|
stimmhaft | b | d | g | |||
frikativ | stimmlos | s | h | |||
stimmhaft | z | |||||
liquid | r | |||||
nasal | m | n | ||||
Halbvokal | j | w |
In Wörtern nicht-japanischer Herkunft gibt es zusätzlich palatalisierte Konsonanten, die phonologisch auch als Sequenzen von Konsonant plus /j/ aufgefaßt werden können.
Die Wortprosodie wird durch einen freien Tonakzent (engl. pitch accent) bestimmt. Dies ist ein Abfall von hohem zu tiefem Ton, der pro Wort höchstens einmal auftritt. Der Locus des Tonakzents ist für den Stamm lexikalisch festgesetzt. Er kann auch von der letzten More des Stamms zu einem etwa folgenden Suffix führen. In der folgenden Tabelle hat “Eßstäbchen” Abfall zur zweiten More, “Brücke” zu der dem Stamm folgenden More, und “Rand” ist unakzentuiert.
Wort | Bedeutung |
hāsi̱-ga̱ | Eßstäbchen-NOM |
ha̱sī-ga̱ | Brücke-NOM |
ha̱sī-gā | Rand-NOM |
Die Silbenstruktur ist (K1) V (K2).
Dabei ist K2 entweder ein /n/ oder ein dem Ansatz der Folgesilbe totalassimilierter stimmloser Okklusiv.
Jede Sequenz (K)(V) ist eine minimale rhythmische Einheit, eine More.
Wort | Bedeutung | Silben | Moren |
hatimaki | Kopfband | ha•ti•ma•ki | ha-ti-ma-ki |
sinbun | Zeitung | sin•bun | si-n-bu-n |
hakkiri | klärlich | hak•ki•ri | ha-k-ki-ri |
yappari | erwartungsgemäß | yap•pa•ri | ya-p-pa-ri |
tatta | stand auf | tat•ta | ta-t-ta |
ookii | groß | oo•kii | o-o-ki-i |
Jede More wird in Kana (s.u.) durch ein Zeichen wiedergegeben und zählt in der Poesie als rhythmische Einheit. Die Moren sind die Basis für die Zuweisung des Tonakzents.
Wegen der erheblichen phonotaktischen Beschränkungen gibt es nur 100 verschiedene Moren und nicht sehr viel mehr Silben.
1. Stimmlose Vokale
[+ vokal ] [- kons ] [+ hoch ] |
→ | [- stimmhaft] | / | [+ kons ] [- vokal ] [- stimmhaft] |
__ |
{ | [+ kons ] [- vokal ] [- stimmhaft] # |
[- betont ] |
} |
phonolog. Form | phonet. Form | Bedeutung |
kutu | kɯ̥ʦɯ̥ | Schuh |
hasi | haʃi ̥ | Eßstäbchen |
susuki | sɯ̥sɯ̥ki ̥ | Schönrednerei |
Die Funktion der stimmlosen Vokale bei der Adaptation komplexer Konsonantenbündel zeigen englische Fremdwörter.
2. Assimilation der Dentale:
[+ koronal] | ⇉ | [+ hoch ] | / | __ | [+ hoch ] [- hinten ] |
[+ affrikat] | / | __ [- kont] |
[+ hoch] [+ hinten] |
vor /a/ | vor /i/ | vor /u/ |
[kas-anai] | [kaʃ-imas-ɯ̥] | [kas-ɯ̥] |
leih-NEG | leih-FORM-PRÄS | leih-PRÄS |
[kat-anai] | [kaʧ-imas-ɯ̥] | [kaʦ-ɯ̥] |
gewinn-NEG | gewinn-FORM-PRÄS | gewinn-PRÄS |
Englisch | Japanisch |
season | [ʃi:ʣɯn] |
team | [ʧi:mɯ] |
tour | [ʦɯa:] |
Australia | osutoraria |
3. /h/
[h] und [ɸ] sind Allophone eines Phonems: vor /u/ ist es [ɸ], sonst [h]:
koohii "Kaffee"
[ɸɯ:pɯ] "Reifen"
(beides englische Fremdwörter).
Die ersten Texte sind in chines. Schrift und in chines. Syntax geschrieben. Es ist nicht einmal klar, ob sie überhaupt japanisch zu lesen sind.
Mitte des 8. Jh.: Die Kana-Schrift wird entwickelt dadurch, daß man die chinesischen Zeichen nach ihrem bloßen Lautwert als Silbenzeichen nimmt und japanische Silben damit schreibt. Das Prinzip heißt Manyōsyu. Die Kana-Schriftzeichen werden gegenüber ihren Vorbildern vereinfacht.
Die heutige japanische Schrift besteht aus zwei Teilsystemen:
Gegeben die oben dargestellte japanischen Silbenstruktur, war die Entwicklung einer Silbenschrift für die Sprache folgerichtig. Die Sprache könnte ohne weiteres bloß in Kana geschrieben werden.
Die folgende Tabelle zeigt die beiden Kana-Inventare, geordnet nach Zusammensetzung der Silben:
Ansatz
Reim ╲ |
∅ | k | s | t | n | h | m | y | r | w | |
a | Hiragana | あ | か | さ | た | な | は | ま | や | ら | わ |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Katakana | ア | カ | サ | タ | ナ | ハ | マ | ヤ | ラ | ワ | |
i | Hiragana | い | き | し | ち | に | ひ | み | り | ゐ | |
Katakana | イ | キ | シ | チ | ニ | ヒ | ミ | リ | ヰ | ||
u | Hiragana | う | く | す | つ | ぬ | ふ | む | ゆ | る | |
Katakana | ウ | ク | ス | ツ | ヌ | フ | ム | ユ | ル | ||
e | Hiragana | え | け | せ | て | ね | へ | め | れ | ゑ | |
Katakana | エ | ケ | セ | テ | ネ | ヘ | メ | レ | ヱ | ||
o | Hiragana | お | こ | そ | と | の | ほ | も | よ | ろ | を |
Katakana | オ | コ | ソ | ト | ノ | ホ | モ | ヨ | ロ | ヲ | |
∅ | Hiragana | ん | |||||||||
Katakana | ン |
Diese verschiedenen Systeme werden heute alle verwendet, und zwar wie folgt:
Repraesentandum | Schrift |
Inhaltswörter | Kanji |
grammat. Morpheme | Hiragana |
Fremdwörter, Onomatopoetika, Eigennamen, Telegramme | Katakana |
Besonders kompliziert wird es dadurch, daß es für ein gegebenes Kanji aus historischen Gründen je nach Kontext verschiedene sino-japanische Lesungen gibt.
Schriftrichtung: ursprünglich jede Zeile von oben nach unten, Zeilen von rechts nach links. Heute überwiegend europäische Richtung.
Für die Transkription (jap. rooma-zi "Rom-Schrift") bestehen zwei Systeme:
Die Morphologie ist insgesamt, bei einigen Unregelmäßigkeiten, agglutinativ und mäßig synthetisch.
Bei den Wortarten bestehen folgende Besonderheiten:
referent | form | etymology | value |
---|---|---|---|
speaker | watakusi | private affair | highly formal |
watasi | (shortened from watakusi) | formal | |
atasi | (shortened from watasi) | informal; used by girls | |
boku | servant | informal; used by boys | |
ore | very informal; used by men | ||
hearer | otaku | honorific house | very formal |
anata | that part | formal; for equal and inferior | |
kimi | lord | informal | |
omae | honorific front | very informal | |
third person | kare | that one | neutral |
kanozyo | that woman | neutral |
Am Substantiv gibt es kaum Morphologie: es gibt kein Genus und Plural nur an der Spitze der Empathiehierarchie (Pronomina, Personenbezeichnungen). Kasusrelationen werden durch Postpositionen ausgedrückt, die in der Textprobe durch Gleichheitszeichen als Enklitika gekennzeichnet sind:
Morphem | Glosse | Funktion | Bedeutung |
---|---|---|---|
ga | NOM | Nominativ | leicht fokussierend |
(w)o | AKK | Akkusativ | |
ni | DAT/LOK | (verbregierter) Dativ/Lokativ | Rezipient, Emittent, Benefiziär, Zweck; beim Passiv: Agens; Lokativ (mit stativen Verben) |
e | ALL | Allativ | zu, nach |
de | INSTR/LOK | (nicht verbregierter) Instrumental/Lokativ | mit(-hilfe); Lokativ (mit dynamischen Verben) |
to | KOM | Komitativ | (zusammen) mit |
kara/yori | ABL | Ablativ | von ... her |
made | TERM | Terminativ | bis zu |
no | GEN | Genitiv | von |
Das Paradigma der Demonstrativa ist exzeptionell regelmäßig:
Kategorie Distanz ╲ |
Substantiv | Adjektiv |
proximal | sore | sono |
---|---|---|
medial | kore | kono |
distal | are | ano |
Das Verb hat zwei Tempora (Präs. -ru, Prät. -ta) und eine Reihe von Modi und infiniten Formen, aber weder Person noch Numerus. Dies letztere hängt damit zusammen, daß die heutigen “finiten” Verbformen auf infinite Formen des Altjapanischen zurückgehen.
Ein paar Tempus/Aspektkategorien werden periphrastisch aus einer infiniten Verbform plus Auxiliar gebildet, so in Z. 4 und 8 des Beispieltextes.
Am Verb wird durch Suffix Formalität (vs. Schlichtheit bei Fehlen des Suffixes) bezeichnet. Elementare Verben wie ‘sein’, ‘kommen’ u.ä. haben Stammsuppletion, um die soziale Beziehung (Honorifikation) des Sprechers zu ihrem Subjekt zu bezeichnen; s.u.
Die Wortstellung ist linksverzweigend in allen Konstruktionen. Sämtliche Dependenten sind optional: nominale und pronominale Aktanten, Zirkumstanten, possessive Attribute usw. werden weggelassen, wenn sie erschlossen werden können. Die Reihenfolge der verbalen Dependenten ist frei.
Nominale Prädikate erfordern die Kopula.
Das System der Fundamentalrelationen ist akkusativisch. Die syntaktischen Relationen werden ausschließlich exzentrisch markiert:
. | Taroo | =ga | Hanako | =ni | hon | =o | yat-ta. |
Tarô | =NOM | Hanako | =DAT/LOK | Buch | =AKK | geb-PRÄT | |
“Taro gab Hanako das/ein Buch.” |
Relativsätze sind - wie alle nominalen Dependenten - pränominal. Weder die Subordination noch die Attribution noch die Rolle des Nukleus im Relativsatz werden irgendwie markiert:
. | Taroo | =ga | Hanako | =ni | yat-ta | hon |
[ Tarô | =NOM | Hanako | =DAT/LOK | geb-PRÄT ] | Buch | |
“Buch, das Taro Hanako gab” |
Es gibt eine Reihe von komplexen Verbformen, die die Valenz, mithin die syntaktischen Relationen der Partizipanten im Satz verändern.
Konstruktion Kategorie ╲ |
Subjekt | Akkusativ- Aktant | Dativ- Aktant | Basisverb- Suffix | Funktions- verb | Bedeutung |
---|---|---|---|---|---|---|
Kausativ | Kausator | Patiens | Realisator | - | -ase-ru | Kausator läßt Realisator Patiens tun. |
(adv.) Passiv | Malefiziär | Malefaktum | Malefizient | - | -are-ru | Malefiziär leidet darunter, daß Malefizient Malefaktum tut. |
Benefaktiv | Benefizient | Benefaktum | Benefiziär | -te | ya-ru/kure-ru | Benefizient tut Benefaktum für Benefiziär. |
Autobenefaktiv | Benefiziär | Benefaktum | Benefizient | -te | mora-u | Benefiziär bekommt Benefaktum von Benefizient getan. |
Desiderativ | Desiderator | Patiens | Realisator | -te | hos-ii | Desiderator wünscht, daß Realisator Patiens tut. |
Darunter ist ein Genus verbi, genannt (adversatives) Passiv, dessen Konstruktion illustriert:
. | a. | Taroo | =wa | haha-oya | =ga | sin-da. |
Tarô | =TOP | Mutter-HON | =NOM | sterb-PRÄT | ||
“Taros Mutter starb.” | ||||||
b. | Taroo | =wa | haha-oya | =ni | sin-are-ta. | |
Tarô | =TOP | Mutter-HON | =DAT/LOK | sterb-PASS-PRÄT | ||
“Dem Taro starb die Mutter.” (wörtl.: “Taro wurde von seiner Mutter bestorben.”) |
Die Konstruktion bringt einen Partizipanten, der von der Situation negativ affiziert ist (nicht notwendigerweise das Patiens), in Subjektsfunktion. Sie ist das Passivähnlichste, was das Japanische (vor Lehnübersetzungen aus dem Englischen) aufzubieten hat.
Der Topic des Satzes wird durch eine Postposition markiert, die dem Kasusmarker folgt, den Nominativ- und Akkusativmarker allerdings ersetzt (vgl. .b). Der Topicmarker wie in steht in Opposition zu dem Nominativmarker in , der leicht fokussierende Funktion hat. Wie .a zeigt, können Topic und Nominativ in einem Satz kookkurrieren.
illustriert gleichzeitig die Topikalisierung und Relativsatzbildung.
. | Hanako | =wa | ano | biru | =de | hatara-ite | iru | ooeru | desu |
Hanako | =TOP | [ D3 | Hochhaus | =INSTR/LOK | arbeit-GER | AUX ] | Angestellte | KOP | |
“Hanako ist eine Angestellte, die in dem Hochhaus dort arbeitet.” |
Es gibt japanische und sino-japanische Zahlwörter. Die japanischen gehen nur bis zwanzig; daher werden die sino-japanischen zum Rechnen verwendet. Es gibt in der Tradition 150 Zahlklassifikatoren, von denen höchstens 30 regelmäßig verwendet werden. Für jedes der beiden Numeralsysteme gibt es ein eigenes Zahlklassifikatorparadigma.
Die Tabelle zeigt das Paradigma der geläufigsten japanischen Zahlklassifikatoren mit Beispielen:
Klasse | Klassifikator | Beispiel | Bedeutung |
go-nin no heesi | fünf Soldaten | ||
san-biki no kobuta | drei Ferkel | ||
san-soo no hune | drei Dampfer | ||
siti-dai no zidoosya | fünf Autos | ||
huta-tu no mado | zwei Fenster | ||
go-hon no enpitu | fünf Stifte | ||
san-satu no hon | drei Bücher | ||
Für die Zählkonstruktion gibt es zwei Möglichkeiten:
. | a. | ni-satu=no | hon=o | kai-masi-ta |
zwei-KL.gebunden=GEN | Buch=AKK | kauf-FORMAL-PRT | ||
“ich kaufte zwei Bücher” (wörtl.: Bücher zwei an Zahl kaufte ich) |
b. | hon=o | ni-satu | kai-masi-ta | |
Buch=AKK | zwei-KL.gebunden | kauf-FORMAL-PRT | ||
“Bücher kaufte ich zwei” |
illustriert die Dependenzkonstruktion mit einem anderen Klassifikator:
. | go-nin | =no | heesi |
fünf-CL.HUM | =GEN | Soldat | |
“fünf Soldaten” (Iwasaki 2002:55) |
Obwohl Japan nie ausländisch besetzt war, gibt es eine riesige Zahl von Fremdwörtern. Bei weitem die meisten, nämlich fast die Hälfte des Wortschatzes, ist chinesischer Herkunft ("sino-japanisch"). Die chinesische Sprache, und zwar aller historischer Stufen, spielt als Steinbruch für Fremdwörter eine noch größere Rolle für das Japanische als das Lateinische für europäische Sprachen. Es kommt sogar nicht selten vor, daß chinesische Komposita in Japan fabriziert und dann nach China reimportiert werden. Es gibt auch portugiesische und holländische Fremdwörter. Heute nehmen die englischen Fremdwörter zu, machen ca. 10% aus.
Das Verhältnis zwischen Wurzeln japanischer und chinesischer Herkunft ist sowohl
quantitativ als auch stilistisch vergleichbar dem Verhältnis zwischen Wurzeln
angelsächsischer und normannischer Herkunft im Englischen.
Das Verhältnis zwischen den Wörtern chinesischer und englischer Herkunft ist
vergleichbar dem zwischen unseren Lehn- bzw. Fremdwörtern.
Da Fremdwörter völlig japanisiert werden, die japanische Silbenstruktur aber viel einfacher als die englische ist, werden englische Fremdwörter völlig unkenntlich. Z.B. engl. strike > japanisch sutoraiku.
Komposition ist sehr ausgeprägt, am stärksten die Nominalkomposition. Die Struktur ist immer ‘Determinans-Determinatum’, wo die Kategorie des Resultats vom Determinatum bestimmt wird.
Denominale Verbderivation mit -suru “machen”
Ausdruck | Glosse | Bedeutung |
deeto-suru | Verabredung-mach | sich mit X verabreden |
arubaito-suru | Arbeit-mach | halbtags arbeiten |
Es gibt eine ganze Reihe von suppletiven Verben, wo die Wahl des Stammallomorphs sich nach der Person eines der Aktanten bestimmt:
Bedeutung | Verb | Bedingung |
---|---|---|
geben | kureru/kudasaru | Rezipient ⊃ Sprecher |
yaru/ageru | Rezipient ≠ Sprecher | |
kommen | kuru | Ziel ⊃ Sprecher |
iku | Ziel ≠ Sprecher | |
gehen | iku | Agens ⊃ Sprecher |
Agens ≠ Sprecher |
Diese Art von verbaler Deixis kompensiert teilweise das Fehlen von Person am Verb.
Onomatopöie und Lautsymbolik spielen eine große Rolle. Lautmalerische Wörter sind in syntaktischer Hinsicht Ideophone. Morphologisch sind sie meist redupliziert. Die nicht-reduplizierten werden mit dem Quotativklitikum =to versehen. Nach der semantischen Beziehung von Laut zu Bedeutung gibt es folgende Klassen lautmalerischer Wörter:
Prozeß | Produkt | Beispiel | Bedeutung | |
1. | Onomatopöie | Phonomim | wanwan | wauwau |
gatagata | klapperdiklapp | |||
2. | Lautsymbolik | |||
2.1. Phänomimie | Phänomim | yoboyobo | wabblig | |
kossori | verstohlen | |||
2.2. Psychomimie | Psychomim | ziin | scharf, zynisch | |
tikutiku | nadelstichartig |
Ideophon | Bedeutung |
waawaa | laut weinen |
mesomeso | greinen |
kusunkusun | schluchzen |
oioi | plärren, jaulen |
sikusiku | wimmern, winseln |
wanwan | heulen |
hiihii | wimmern, greinen |
een-een | quäken, flennen |
Ideophon | Bedeutung |
hahaha | lachen |
nikoniko | lächeln |
kutukutu | sich ins Fäustchen lachen (engl. chuckle |
wahaha | röhren |
geragera | kichern |
nitanita | gniggern |
ohoho | einfältig lächeln |
nikori | grinsen |
kusukusu | unterdrückt kichern |
Die Vokal- und Konsonantenqualitäten sind hier stets onomatopoetisch oder lautsymbolisch.
Diese Ideophone werden durch die Partikel =to in ein adverbiales Zitat konvertiert und stehen vor den entsprechenden Verben; z.B. wahaha=to warau “bruhaha lachen”. Vgl. auch Textprobe Satz 7.
Es gibt eine einheimische philologische Tradition mit einer eigenen japanischen Grammatik, genannt koku-go-gaku “National-sprach-lehre”. Sie wird seit ca. 1970 von der US-amerikanischen Linguistik überlagert.
Ab 1592, als die Portugiesen in Japan missionierten, gibt es die ersten Texte in lateinischer Umschrift.
Ziel dieser Darstellung ist es, einen gerafften, aber umfassenden Überblick über das Japanische als ganzes zu geben, in einem Umfang, der für eine Sitzung einer Lehrveranstaltung ausreicht, und in einem Allgemeinheitsgrad, der es gestattet, den Platz dieser Sprache in der Welt einzuschätzen und sie mit anderen Sprachen zu vergleichen. Die Systematik folgt dem separat dargestellten Schema.
Es wurden keine Primärdaten erhoben und keine eigene Forschung angestellt. Die Grundlage des Vorangehenden sind ausschließlich Werke der Sekundärliteratur wie insbesondere die in Abschnitt IV aufgeführten.
Hinds, John 1986, Japanese. London etc.: Croom Helm (Croom Helm Descriptive Grammars).
Iwasaki, Shoichi 2002, Japanese. Amsterdam & Philadelphia: J. Benjamins (London Oriental and African Language Library, 5).
Martin, Samuel E. 1975, A reference grammar of Japanese. New Haven: Yale University Press.
Miller, R.A. 1967, The Japanese language. Chicago: University of Chicago Press.
Shibatani, Masayoshi 1989, "Japanese". Comrie (ed.) 1989[w]: 855-880.