Die agentiven Verben kann man einteilen in intentionale und nicht-intentionale Verben, also solche, deren Agens absichtlich handelt, und solche, auf deren Agens das nicht (notwendigerweise) zutrifft. Der folgende Testrahmen dient dazu festzustellen, in welche der beiden Klassen ein Verb fällt.
[ X hat (Y) versehentlich [__]V.part.perf. ]S
Das zu testende Verb ist in die offene Position einzusetzen. Für X
ist ein passendes Subjekt zu wählen; und wenn das Verb transitiv ist, muß man auch ein passendes NS für Y
einsetzen.
Setzt man z.B. getötet in die Leerstelle ein, wie in Erna hat Erwin versehentlich getötet, ist das Resultat semantisch unauffällig. Folglich ist töten nicht notwendigerweise intentional. Setzt man dagegen ermordet ein (Erna hat Erwin versehentlich ermordet), ist das Ergebnis widersprüchlich. Ermorden ist also intentional. (Töten ist aber mit Intentionalität auch nicht inkompatibel, denn auch Erna hat Erwin absichtlich getötet ist semantisch unauffällig.)
Leider kann man Testrahmen in der Semantik nicht mechanisch anwenden. Im Falle des Beispiels braucht man das Vorwissen, daß das zu testende Verb agentiv ist. Setzt man nämlich nicht-agentive Verben ein, wie in Erna hat ihrer Mutter versehentlich geähnelt, erhält man starke semantische Anomalien. Aber daraus kann man nicht schließen, daß das Verb intentional ist, denn Intentionalität setzt Agentivität voraus, die bei ähneln nicht gegeben ist.
Ferner muß man auch die Wortstellung und Intonation kontrollieren. Würde man z.B. von obigem Testrahmen die Variante Erna hat versehentlich Erwin ermordet (dabei wollte sie ihren Gatten ermorden) zulassen, so erhielte man einen semantisch unauffälligen Satz und würde somit schließen, daß ermorden nicht intentional ist. Bei dieser Informationsstruktur des Testrahmens bezieht sich die Modifikation versehentlich jedoch offensichtlich nicht auf den durch das Verb bezeichneten Akt, sondern auf die Wahl des Patiens; und das eine kann intentional sein, während das andere nicht intentional ist.
Einen Testrahmen entwirft man – wie jegliche Methode – auf der Basis einer Theorie über den Gegenstand. Dazu geht man wie folgt vor:
Als letztes Beispiel hier die Herleitung des Testrahmens für Terminativität:
Z
eine passende Zeitspanne bezeichnet, besagt, daß der dadurch modifizierte Vorgang bis zum Ablauf der Frist Z
abgeschlossen ist. Es selektiert folglich terminative Verben. Das Daueradverbial Z
unverändert anhält. Es selektiert folglich durative Verben. Der Testrahmen ist folglichX [ __ ]V.prät (Y) in(nerhalb von) [ Z ]NS.dat
X [ __ ]V.prät (Y) [ Z ]NS.akk (lang)
Beispiel:
Rahmen | Beispiel | Ergebnis | Klasse |
---|---|---|---|
a | Erna schrieb ihre Dissertation in(nerhalb von) 6 Monaten. | unauffällig | [ + terminativ ] |
b | Erna schrieb ihre Dissertation sechs Monate (lang). | abweichend | [ + terminativ ] |
a | Erna schrieb an ihrer Dissertation in(nerhalb von) 6 Monaten. | abweichend | [ - terminativ ] |
b | Erna schrieb an ihrer Dissertation 6 Monate (lang). | unauffällig | [ - terminativ ] |
Das Beispiel zeigt gleichzeitig, daß man für eine binäre Eigenschaft natürlich auch zwei entgegengesetzte Testrahmen definieren kann, die genau entgegengesetzte Akzeptabilitätsergebnisse zeitigen.