Der Ausdruck ‘Kontrolle’ ist in der Linguistik mindestens dreifach homonym:
- Kontrolle1 ist die semantisch-kognitive Beziehung des Agens zur Situation. Beispiel: In Erna verfolgt Erwin kontrolliert Erna (und nicht Erwin) die Situation. Diese Bedeutung von Kontrolle kommt der umgangssprachlichen am nächsten.
- Kontrolle2 ist die anaphorische Beziehung zwischen dem Besetzer einer Leerstelle des Hauptverbs eines Matrixsatzes und der Subjektsleerstelle des Verbs eines abhängigen Satzes. Beispiel: In Erna versprach Erwin zu kommen ist Erna (und nicht Erwin) als Besetzer der Subjektstelle von kommen zu denken, weil das Subjekt von versprechen entsprechende Kontrolleigenschaften hat. (Bei Erna überredete Erwin zu kommen ist es umgekehrt.) Ob und wie Kontrolle2 besteht, hängt vom übergeordneten Verb ab. Verben, die Kontrolle2 ausüben, sind Kontrollverben.
- Kontrolle3 ist die konverse Relation zu Dependenz. Beispiel: In Erna verfolgt Erwin kontrolliert verfolgt den Dependenten Erwin. In dieser Bedeutung ist der Terminus am wenigsten gebräuchlich, aber es gibt keinen etablierten Ersatz.