Für ein mündlich zu haltendes Referat ist praktisch immer eine Zeit vorgegeben. Üblich sind Spannen zwischen 15 Minuten und einer Stunde. Ein Beitrag auf einem großen Kongreß darf oft nicht mehr als eine Viertelstunde einnehmen; auf einem Symposium kann er auch eine halbe Stunde dauern; und dem einzigen Redner einer Veranstaltung gesteht man manchmal eineinviertel Stunde zu.
Die Zeitvorgaben für studentische Referate in universitären Lehrveranstaltungen werden häufig sehr lax gehandhabt. Die Folge davon ist allermeist, daß das Referat länger dauert, als es sollte. Das hat verschiedene Gründe:
- Der Student übt, ein Referat zu halten; da kann man ihn nicht dadurch entmutigen, daß man ihn nach 20 min abwürgt, oder das Referat abschneiden, bevor seine Quintessenz herübergekommen ist.
- Bei guten Referaten interagiert die Zuhörerschaft mit Fragen und Beiträgen; bei schlechten Referaten interagiert der Dozent, indem er erläutert, ergänzt, richtigstellt usw. Beides verlängert die Referatzeit.
- Mancher Dozent vermeint, er brauche die Veranstaltungszeit, die ein Referat einnimmt, nicht vorzubereiten.
Aber ein akademisches Seminar ist nur in einer Hinsicht ein geschützter Raum, wo die Lernenden Fehler machen dürfen, ohne die normalerweise damit verbundenen Sanktionen auf sich zu ziehen. In anderer Hinsicht müssen sie für ihre Leistung mindestens eine kritische Rückmeldung erhalten, um es das nächste Mal besser machen zu können. Und in noch anderer Hinsicht ist eine akademische Lehrveranstaltung auch eine zielorientierte Aktivität, wo insbesondere die Teilnehmer bestimmte Ziele erreichen sollen und wo man folglich bei Beiträgen, die das Ziel verfehlen, nicht stillschweigend Pardon geben kann. Spätestens wenn ein Vortrag auf einer Fachtagung zu halten ist, wird in der Tat kein Pardon gegeben, sondern dem Redner wird nach Ablauf der Redezeit das Wort entzogen. Es empfiehlt sich also, sich auf eine begrenzte Redezeit einzustellen.
Wie also schafft man es, ein Referat in begrenzter Zeit zu Ende zu bringen?
- Ein ziemlich sichere Methode, die Redezeit einzuhalten, besteht darin, das Referat schriftlich abzufassen und vollständig abzulesen. Dann muß man nur vorher erproben, wie lange das Vorlesen dauert. Wie empfehlenswert freilich das Ablesen eines Referats ist, ist eine Frage, die anderswo diskutiert wird.
- Der mit Abstand häufigste Fehler ist, die Vorrede zu lang zu machen.
- Vor Beginn des Referats sind ganz wenige Sätze fällig, die dem Vorwort eines schriftlichen Werkes entsprechen und die den Kontakt zwischen Redner und Zuhörerschaft herstellen. Insbesondere muß man sich selbst vorstellen, falls man dem Publikum unbekannt ist. Die Vorrede darf aber nicht länger als eine Minute dauern; dann beginnt der seriöse Teil.
- Und auch der Teil, der der Einleitung eines Schriftwerks entspricht und der den theoretischen Rahmen, die Begriffsklärungen und sonstige Voraussetzungen dessen enthält, worauf es eigentlich ankommt, darf nicht mehr als ein Drittel, besser nur ein Viertel der Gesamtzeit einnehmen.
- Dinge während des Referats an die Tafel zu schreiben kostet Zeit. Man schreibt sie vorher an die Tafel oder besser auf die Tischvorlage, die man ausgibt.
- Das Material, das sich auf der Tischvorlage befindet, muß man erläutern; sonst kann man es gleich weglassen. Dafür muß man Zeit einplanen.
- Illustrative Beispiele sind notwendig; aber man braucht nicht zwei Beispiele, die dasselbe zeigen.
- In seinem Manuskript kennzeichnet man solche Abschnitte, die man schlimmstenfalls überspringen kann, wenn die Zeit knapp wird (der Fall tritt fast immer ein).
- Egal was sonst geschieht, das Wichtigste an einem Referat ist, daß man sein Ergebnis oder seine Quintessenz hinüberbringt. Um das sicherzustellen auch in dem Fall, daß man in zeitliche Bedrängnis gerät, ist es ratsam, das Wesentliche vorwegzunehmen. Bereits in der Einleitung kann man sagen: “Dieser Beitrag hat zum Ziel zu zeigen, daß p”, wo p in ein paar Sätzen zusammenzufassen ist. Dann ist der ganze Rest des Referats ein Hinsteuern auf dieses Ziel, und man kann, wenn nötig, Schritte auf dem Weg dahin abkürzen.