Semiose ist das Schaffen und Austauschen von Zeichen. Zwischen Menschen dient sie der interpersonalen Erzeugung von Sinn.
Die konstitutiven Komponenten der Semiose sind die folgenden:
- das Zeichen: eine wahrnehmbare Entität, also ein physikalisches Phänomen (in untigem Schaubild “Zeichenträger”)
- das Gemeinte: eine nicht wahrnehmbare Entität, welche mit dem Zeichen assoziiert ist (in untigem Schaubild “Designatum”)
- der Interpret: ein rationales Wesen, welches die Assoziation zwischen dem Zeichen und dem Gemeinten herstellt.
Diese Komponenten werden nach Morris 1938:19 in folgendem Schaubild veranschaulicht.
Da ein Zeichen, insbesondere ein sprachliches, gewöhnlich Bestandteil eines Zeichensystems ist, rechnet Morris in dem Modell noch mit einer vierten Komponente, nämlich weiteren Zeichen des Systems, zu denen das gegebene in Beziehung steht. Diese Beziehung ist jedoch anderer Natur und wird angemessener durch das Konzept der paradigmatischen und syntagmatischen Relationen erfaßt.
Das Modell unterscheidet sich in mehreren Punkten von einem Modell der Nachrichtenübermittlung (z.B. Jakobsons Modell der Funktionen der Sprache) oder der Symbolisierung. In letzterem gibt es einen Sender und einen Empfänger. Im obigen Modell gibt es lediglich einen Interpreten. Dieser Begriff schließt jedenfalls den des Empfängers ein. Wenn es einen Sender gibt, ist er ebenfalls Interpret im definierten Sinne, denn auch er nimmt die Assoziation zwischen dem Zeichen und dem Gemeinten vor. Es kann aber auch Semiose ohne Sender geben, z.B. wenn ein Augur den Flug der Vögel oder die Form der Leber oder wenn ein Bankier das Diagramm des DAX-Verlaufes deutet.
Zur sprachlichen Semiose gehören die folgenden allgemeinen Operationen und Eigenschaften von Zeichen.