In linguistischen Abhandlungen liest man nicht selten Sätze wie den zweiten in folgendem Zitat:

Kausative Situationen erfordern also zwei Ereignisse: eines welches eintritt und eines welches dafür sorgt, dass es eintritt. Der Sprecher geht also davon aus, dass das eine Ereignis durch das andere bedingt wird. (Linguistikstudentin 07.03.2007)

Die Sätze stehen im Zusammenhang einer Definition von ‘Kausation’. Kausation ist eine Beziehung in der dargestellten Situation, nicht in der Sprechsituation. Der Sprecher hat mit ihr so viel zu tun, wie er überhaupt mit jeglicher Sprachtätigkeit zu tun hat: Selbstverständlich kommt alles Sprachliche nur durch den Sprecher zustande. Das jedoch im Einzelfall zu erwähnen ist irreführend, weil es den wesentlichen Unterschied zwischen Sprechsituation und dargestellter Situation verschleiert. Der Sprecher spielt eine besondere Rolle in solchen sprachlichen Erscheinungen, welche eigens auf ihn bzw. auf die Sprechsituation bezogen sind. Das sind vorzüglich deiktische und modale Kategorien. Er ist nicht als Bezugsgröße konstitutiv für Aspekte der dargestellten Situation wie z.B. Kausation.

Anders gesagt: Was der Sprecher glaubt oder “wovon er ausgeht”, wird in kausativen Äußerungen ebensowenig kodiert wie in beliebigen anderen die dargestellte Situation betreffenden sprachlichen Kategorien. Zur Probe braucht man nur einen beliebigen kausativen Satz (oder überhaupt einen beliebigen nicht-deiktischen und nicht-modalen Satz) p als Objektsatz einzubetten in einen Rahmen wie ich glaube nicht, daß p. Das Resultat ist grammatisch und semantisch völlig unauffällig, was nur beweist, daß p nichts darüber kodiert, was der Sprecher glaubt.

Dieser Punkt muß noch verschärft werden. Deiktische und modale Äußerungen wie z.B. ich glaube nicht, daß p kodieren wirklich eine Beziehung des Sprechers zum Gesagten. Aber sie kodieren nicht – ebensowenig wie irgendeine andere sprachliche Erscheinung oder Kategorie –, was der Sprecher für wahr hält. Wenn das so wäre, wäre Lügen unmöglich. Selbstverständlich ist der Satz ich glaube nicht, daß p grammatisch und semantisch völlig unauffällig in einer Situation, wo der Sprecher glaubt, daß p. M.a.W., der oben zitierte Satz ist nicht nur in einer Analyse der Kausation, sondern in jeglicher linguistischer Analyse falsch.

Fazit