Typen des Referats

Etymologisch-wörtlich genommen bedeutet referieren “Bezug nehmen, berichten”; und ein Referat ist insofern ein Bericht.1 Referat und Bericht sind aber nicht ganz synonym: Ein Bericht beschränkt sich völlig auf die Wiedergabe von etwas, was außerhalb und vor dem Bericht existiert. Ein Referat dagegen kann durchaus eigene Thesen des Referenten enthalten. Demgemäß unterscheiden sich Referate im Grade ihrer Selbständigkeit. In akademischem Zusammenhang gibt es eine breite Skala von Möglichkeiten, von der getreuen Wiedergabe eines oder mehrerer publizierter Werke über die mehr oder minder kritische Zusammenfassung und Neugliederung relevanter Publikationen bis hin zu einem orginalen Beitrag zum Thema. Derzeitiger deutscher Sprachgebrauch will es so, daß Referate am erstgenannten Pol dieses Kontinuums mündlich oder schriftlich sein können, während solche am letztgenannten Pol (die sich von der Grundfunktion des Berichts entfernen) nur dann noch Referat heißen, wenn sie mündlich vorgebracht werden. Hier ist mit Referat also eigentlich “Vortrag” gemeint. Wir unterscheiden also zwei polar entgegengesetzte Typen von Referaten:

Genau über die Alternative zwischen Literaturreferat und thematischem Referat und mithin über die Frage, ob sich ein Referat auf die Wiedergabe eines Textes beschränkt oder ob Originalität gefragt ist, bestehen ganz häufig Mißverständnisse zwischen demjenigen, der das Referat in Auftrag gibt, und demjenigen, der es hält. Es kommt häufig vor, daß sich der Auftraggeber auf der Basis der vereinbarten Literatur einen selbständigen Beitrag zum Thema vorgestellt hatte, während der Referent bloß getreulich die Texte referiert; und das Umgekehrte kommt ebenfalls gelegentlich vor. Es ist also wichtig, sich bei Übernahme des Referats über diesen Punkt mit dem Auftraggeber zu verständigen.

Die inhaltliche Vorbereitung eines Referats erfordert die bereits zuvor besprochene wissenschaftliche Informationsaufnahme. Seine Ausarbeitung unterscheidet sich nicht wesentlich von der Redaktion einer wissenschaftlichen Arbeit. Darauf wird hier der Einfachheit halber verwiesen. Außerdem werden die für den Aufbau des Referats relevanten Gesichtspunkte in einem späteren Abschnitt dargestellt.

Gestaltung

Mehr noch als bei einer schriftlichen Arbeit – deren künftige Leserschaft man nicht restlos planen kann – ist es bei einem Vortrag wichtig, ihn auf den Informationsempfänger abzustellen. Alles, was einem bei der Vorbereitung des Referats neu und schwer verständlich war, wird es auch für die Zuhörer sein. Auf deren Verständnismöglichkeiten muß man also die Textfassung des Referats abstellen.

Ein Vortrag, gleich ob abgelesen oder frei gehalten, muß anschaulich und abwechslungsreich sein. ‘Abwechslungsreich’ bedeutet, daß Theorie mit Daten, Zitate mit Kritik, Beispiele mit Analysen wechseln müssen. Wechseln sollten nach Möglichkeit auch die Medien, mindestens insofern, als man mit dem mündlichen Vortrag eine visuelle Präsentation, vielleicht aber auch die Wiedergabe einer Video- oder Audioaufnahme verbindet. ‘Anschaulich’ bedeutet, daß es zu allem, was in dem Vortrag abstrakt ist, Beispiele geben muß, außerdem visuelle Darstellungen wie Diagramme, Bilder, schematische Darstellungen. Auch gelegentliche Anekdoten sind akzeptabel, soweit sie nicht dazu dienen, vom Mangel an Gehalt abzulenken.

In einem schriftlichen Produkt kann der Empfänger sich mithilfe der Überschriften und durch Blättern orientieren. Dafür muß ihm im Vortrag Ersatz geboten werden. Die Struktur eines Vortrags, der ohne Punkt und Komma durchläuft, ist kaum zu erfassen. Man gibt deshalb am Anfang einen Vorausblick, am Schluß eine Zusammenfassung, und während des Vortrags macht man an Schaltstellen darauf aufmerksam, wo man gerade steht. Man kann auch am Anfang Fragen stellen und in der Zusammenfassung die Antworten auf die Fragen ins Gedächtnis rufen.

Mit dem Einstieg muß man die Aufmerksamkeit der Zuhörer fesseln und sie in die gewünschte Richtung orientieren. Man kann als Einstieg ein Beispiel (also ein Exemplar aus den problematischen Daten) wählen. Wenn man einen anderen Einstieg wählt, ist es ganz wichtig, an einem möglichst frühen Punkt des Referats mindestens ein Beispiel zu bringen. Einer der häufigsten Fehler ist es, 10 Minuten zu reden, ohne ein einziges Beispiel gebracht zu haben. Die Zuhörer schalten dann ab.

Selbst in schriftlichen Texten, wo der Leser ja zurückblättern kann, wird Wichtiges wiederholt. Desto nötiger ist es in einem Vortrag. Man kündigt die wesentlichen Thesen am Anfang an, man erreicht sie im Zuge der Argumentation und man formuliert sie als Ergebnis in der Zusammenfassung.

Will man Diskussion – und man sollte sie wollen –, so muß man die Zuhörer aus der Reserve locken. Das kann man dadurch tun, daß man Einstellungen zum Gesagten zur Sprache bringt. Z.B.: “Gerade dieser Punkt hat mich selbst völlig überzeugt, und ich wäre deshalb interessiert zu sehen, was es für Einwände dagegen gibt.” oder “Ich kann dieses Problem nicht lösen und wäre deshalb für Hinweise dankbar.”

Zwei Websites mit nützlichen Informationen und weiteren Hinweisen zum Thema sind:
http://de.wikipedia.org/wiki/Referat_(Vortrag)
http://www.netzmafia.de/skripten/referat.html


1 Deswegen heißen Abteilungen einer Behörde im Verwaltungsjargon auch ‘Referat’, weil eine solche Abteilung aus Sicht der (für alle Entscheidungen verantwortlichen) Behördenspitze nichts weiter tun kann als “berichten”.