Ein Ausdruck einer Sprache ist grammatisch gdw. er mit den Regeln ihres Sprachsystems (insbesondere der Grammatik) vereinbar ist; andernfalls ist er ungrammatisch. Z.B. ist der Ausdruck schwangere Auster im Deutschen grammatisch, und ebenso der Ausdruck schwangeren Auster (nämlich z.B. im Kontext einer __), aber nicht der Ausdruck schwangeres Auster.
Um zu demonstrieren, daß ein Ausdruck grammatisch ist, muß man einen Kontext angeben, in dem er gemäß den Regeln des Systems auftreten kann. Gibt es keinen solchen Kontext, ist er ungrammatisch.
Die relevanten Regeln sind jedenfalls immer solche des Sprachsystems, also der Grammatik und ggf. der Phonologie. Über sprachlichen Ausdrücken walten noch mehrere andere Arten von Regeln, die aber nicht zum Sprachsystem gehören und daher deren Grammatikalität nicht berühren. Dazu gehören vor allem semantische und pragmatische Regeln. Semantische Regeln bestimmen, ob ein Ausdruck semantisch wohlgeformt, d.h. sinnvoll ist; pragmatische Regeln bestimmen, ob ein Ausdruck pragmatisch wohlgeformt, d.h. (in einer Sprechsituation) akzeptabel ist. Jedes der beiden Merkmale
Wie alle Aussagen einer empirischen Wissenschaft über ihren Gegenstand kann die Aussage ‘A ist grammatisch’ im Prinzip entweder eine auf Beobachtung beruhende empirische Hypothese oder ein aus einer Theorie hergeleitetes Theorem sein. Im letzteren Falle muß die Aussage natürlich empirisch überprüft werden. Wie man aber empirisch feststellt, ob ein Ausdruck grammatisch ist, ist ziemlich unklar. Für den Hausgebrauch gibt man sich i.a. damit zufrieden, daß eine hinreichend große Anzahl von Muttersprachlern die Intuition haben, er sei mit den Regeln ihres Sprachsystems vereinbar.
Das Adjektiv grammatisch kontrastiert nicht nur mit ungrammatisch, sondern auch mit anderen wie lexikalisch, semantisch, phonologisch. Diese paradigmatischen Relationen weisen auf die Polysemie des Ausdrucks grammatisch hin, von der im gegenwärtigen Zusammenhang nur die eine Bedeutung “nach den Regeln des Sprachsystems gebildet” interessiert.
Ein hochgestelltes Sternchen (ein Asterisk) vor einem Ausdruck bezeichnet diesen als ungrammatisch. Der Ausdruck ‘*schwangeres Auster’ bedeutet also “schwangeres Auster ist ungrammatisch”.
Der Asterisk kann wie folgt mit einer einzelnen Konstituente eines komplexeren Ausdrucks kombiniert werden, die in runden Klammern steht, weil ihre Optionalität zur Debatte steht:
- *(A) B : “AB ist grammatisch, B (ohne A) ist ungrammatisch (A ist also obligatorisch)”
- (*A) B : “B (ohne A) ist grammatisch, AB ist ungrammatisch (A ist also nicht einsetzbar)”.
Nicht selten wird der Asterisk auch verwendet, um anzugeben, daß ein sprachlicher Ausdruck eine in Rede stehende Bedeutung nicht hat. Diese Verwendung ist irreführend und überflüssig, da diese Information sowieso immer (zusätzlich) im metasprachlichen Kontext gegeben wird.
Die Verwendung des Asterisks zur Bezeichnung von Ungrammatikalität geht auf N. Chomsky (spätestens 1965) zurück. Sie ist eine Umdeutung einer aus dem 19. Jh. stammenden und daneben fortexistierenden Verwendung, in welcher der Asterisk historisch nicht belegte, sondern rekonstruierte Formen (einer Ursprache) kennzeichnet.