Aus der Definition des Sprachzeichens folgt, daß es einfache und zusammengesetzte Zeichen gibt. Ein einfaches Zeichen ist ein solches, das nicht aus Zeichen zusammengesetzt ist. Z.B. besteht das komplexe Zeichen Donaudampfschiffahrtsgesellschaftsdirektor aus den einfachen Zeichen Donau, Dampf, Schiff, fahr-, -t, -s, Gesell-, -schaft, -s, Direktor.1 Zweifel kann man in bezug auf die Analysierbarkeit von Fahrt, Gesell- und Direktor hegen; das braucht hier nicht gelöst zu werden. Das einfache Zeichen liegt am unteren Rande der Zeichenhaftigkeit. Das damit Gemeinte illustrieren die Zeichen -t und -s. Das erstere hat die Funktion, ein abstraktes Nomen aus einer verbalen Basis (wie fahr) abzuleiten. Statt von Bedeutung spricht man hier also eher von Funktion. Für das letztere kann man keine Bedeutung und auch kaum eine Funktion angeben, so daß die Frage berechtigt ist, ob es überhaupt ein Zeichen ist. Eine Obergrenze der Zeichenhaftigkeit gibt es nicht. Beliebig komplexe Nachrichten sind Zeichen. Im Unterschied zu den einfachen Zeichen allerdings sind ganze Bücher nicht im Zeicheninventar, sondern entstehen erst bei der Aktualisierung von Einheiten des Zeichensystems.
1 Achtung: Das ist nicht die Struktur dieses Kompositums, sondern nur die Liste der enthaltenen einfachen Zeichen!